„Zukunft der Region“ – In Sachen Image noch Luft nach oben

Zum Jahresauftakt hatte der Marketing Club die Oberbürgermeister Frederick Brütting und Michael Salomo in die Hammerschmiede nach Königsbronn eingeladen. Hier wurde ausgiebig über die „Zukunft der Region“ diskutiert.

Rivalität zwischen Heidenheim und Aalen? Davon war nichts zu spüren bei den Oberbürgermeistern Frederick Brütting aus Aalen und Michael Salomo aus Heidenheim, die zum Jahresauftakt des Marketing Clubs Ostwürttemberg in der Hammerschmiede Königsbronn aufeinander trafen. Im Gegenteil: „Vereint marschieren“ ist wohl das neue Motto, unter dem die beiden in Stuttgart für ein gemeinsames Oberzentrum aufgetreten sind. Dies und mehr erfuhren die zahlreichen Besucher der lockeren Diskussionsrunde, moderiert vom ehemaligen Chefredakteur der Heidenheimer Zeitung Hendrik Rupp und dem Vorsitzenden des Marketing Clubs Oliver Röthel.

„Die Zukunft der Region“ war das Thema des Abends, und sowohl Salomo als auch Brütting betonten das große Potenzial, das gerade in der Region Ostwürttemberg stecke. Mit den Themen Naherholung und der günstigen Verkehrsanbindung könne man punkten, so Salomo, vor allem aber mit der Resilienz: In der Neckarregion beispielsweise sei bereits der Klimawandel spürbar, so dass die Herstellungsstätten temperaturempfindlicher Produkte von dort möglicherweise ausweichen müssten, wobei sich Ostwürttemberg anbiete. „Das hat auch das Land auf dem Schirm“, so sein Eindruck, bekundet auf die Frage, ob die Landesregierung die Region nicht etwas stiefmütterlich behandle. Brütting räumte auch ein, dass sich das Land in den letzten Jahren schon zurückgehalten habe. Und er sei auch enttäuscht gewesen, als er aus Stuttgart zu hören bekommen habe, man müsse sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Aber: „Das hat auch Kräfte freigesetzt.“

Ob denn in puncto Standortmarketing alles richtig laufe, war eine weitere Frage. Nach Ansicht Brüttings müsse man vor allem aufhören, das Narrativ der unbekannten, am Ende der Welt liegenden Region zu bedienen. „Wir sind relativ gut aufgestellt“, sagte er mit Verweis auf die Hochschule in Aalen und Zeiss in Ebnat als größte Industrieansiedlung Baden-Württembergs. „Wir können da sehr selbstbewusst auftreten“. Nicht alles klein reden, wünschte sich auch Salomo: „Wir müssen viel mehr nach außen gehen mit dem, was wir haben“. Immerhin sei Heidenheim die 26. größte Stadt in Baden-Württemberg. Was den Zuzug von Fachkräften betreffe, so seien dafür ohnehin andere Kriterien ausschlaggebend: „Wohnraum, Kindergartenplätze, Schulen, Verkehr und wie finde ich mich zurecht, das sind Themen, die beim Zuzug interessieren“, so Brütting. Auf das geänderte Arbeitnehmerverhalten verwies Salomo: „Wir müssen verschiedene Wohnformen anbieten, vom Einfamilienhaus bis zu günstigen Mietwohnungen“. Die Ausweisung von Wohnraum und Industrieflächen hielten beide für wichtig, aber auch den Bürokratieabbau, gerade was Fachkräfte aus dem Ausland betrifft – es gehe nicht an, dass in diesem Fall lange auf Anerkennung der Ausbildung und Arbeitserlaubnis gewartet werden müsse, insbesondere dann nicht, wenn bereits ein Arbeitsvertrag vorgewiesen werden könne.

Stichwort Zuzug: Ob nicht die Themen Unterbringung und Integration, seit Jahren wegen unterschiedlicher Ströme von Geflüchteten auf der Tagesordnung, verstetigt werden sollten? Auch das bejahten beide, gerade im Hinblick auf dringend benötigte Fachkräfte. Dass Digitalisierung voranzutreiben sei und die Kommunen bei manchen Themen – etwa Ganztagsbetreuung und Unterbringung von Geflüchteten – überfordert seien, auch darin herrschte Übereinstimmung bei beiden Stadtoberhäuptern. Bereut haben sie im Übrigen beide nicht, für dieses Amt anzutreten.

Warum dann aber im Vergleich zu früheren Jahren generell sehr wenig Bewerber für Bürgermeisterposten zu finden seien, dazu hatten beide unterschiedliche Meinungen. Der Umgangston sei rauer geworden, beklagte Salomo, und man müsse non-stop verfügbar sein, auch am Wochenende, das halte manchen von der Kandidatur ab. Brütting war eher der Meinung, man müsse das Amt ja nicht so ausüben wie das früher einmal der Fall war. Er selbst werde so zum Beispiel im April einen Monat lang in Elternzeit gehen. Schließlich setze man selbst ja auch den Ton, in dem der Umgang gepflegt wird. Gerade den Austausch mit Menschen findet er wunderbar, gebe es doch auch in den Fällen der Kritik immer neuen Input. Freilich räumte er ein: „Man muss die Leute schon mögen“.

Nicht lange zögern mussten die beiden auf die Frage, worum sie den anderen beneideten: Das war der 1. FC Heidenheim auf der einen Seite, und auf der anderen die rege Kneipen- und Clubszene in Aalen. Und wenn eine gute Fee käme, was würden sie sich wünschen? Salomo: „Eine lebendige Innenstadt, die pulsiert, damit alle Führungskräfte kommen wollen“. Und Brütting: „Dass endlich der Steg fertig wird, damit die Zeitungen auch wieder Platz für andere Themen haben“.

Sollten die beiden Städte eher urbaner werden oder bewusst den ländlichen Charakter pflegen? Brütting setzt auf eine Mischung: Im sozialen Bereich sei eher die Orientierung am Dorf was Nähe, kurze Wege und Geborgenheit betrifft wünschenswert, bei den Themen Wirtschaft, Kultur eher an Städten. Beide Städte seien seiner Meinung nach gute Beispiele dafür. Salomo betonte gerade die Naturnähe und die kinderfreundlichere Umgebung in einer Stadt wie Aalen oder Heidenheim, die gerade für Familien attraktiv sei und die bewusst aufs Land ziehen. Größere Städte könnten da nicht mithalten. Dass beim Marketing noch Luft nach oben sei, das gaben beide zu: „Heute ist es nicht mehr mit einem Motto, einem Bild oder einem Film getan“, so Brütting, „es gibt immer kleinere Gruppen, und die müssen unterschiedlich angesprochen werden“. Von einem bereits angestoßenen Marketing-Prozess berichtete Salomo, der die „DNA in Summe“ herausarbeiten solle.

Und so sei man auch in Stuttgart gemeinsam aufgetreten: „Wir sind die Region der Zukunft“ sei laut Salomo klar zum Ausdruck gekommen beim Werben um das gemeinsame Oberzentrum, dem auch alle großen Kreisstädte der beiden Landkreise zugestimmt hätten, wie Brütting betonte. Er war in seiner Ansicht ebenso klar wie selbstbewusst: „Das Oberzentrum steht uns einfach zu“.

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