Schloss Baldern – schweres Geschütz und zarte Romanze
Tief in 900 Jahre Geschichte der Region tauchten die Besucher des Sommerevents am 13. Juli ein: Schloss Baldern war das Ziel, wo das Event mit einem Sektempfang in den romantischen Winkeln des Schlosses seinen Auftakt nahm. Und die Gruppe kam in den seltenen Genuss einer Führung durch das Schloss selbst. Seit Corona werden Führungen dort nur noch vereinzelt angeboten, und so war der Besuch mit außergewöhnlichen Einblicken verbunden. Fachkundig und sehr lebendig führte Johannes Hafner den Marketing Club durch die einstmals bewohnten Räume des Schlosses und hatte dabei viele interessante Details aus der Geschichte des Schlosses und seiner Bewohner in petto. Eine wechselvolle Geschichte war es: Das Burgschloss geht zwar auf das Mittelalter zurück, glänzt aber im Innenleben der barocken Fassade mit vielen Beispielen höfischen Lebens im 18. Jahrhundert. Und mit Unerwartetem: Dass das Schloss bereits vor 125 Jahren über ein Badezimmer mit Wasserleitung, Toilette und Reisebidet verfügte, verblüffte die Besucher ebenso wie die Tatsache, dass dort bereits seit 115 Jahren Stromanschluss vorhanden ist.
Der Zauberschrank mit den vielen Fächern ohne eine einzige Schraube beeindruckte dabei ebenso wie die Waffenkammer, die nicht nur schweres Geschütz bereithielt, sondern auch Ritterrüstungen zum Kampf als auch diejenige für Festivitäten, die Gala-Uniform eines Ritters gewissermaßen, und die Tatsache, dass in beiden Fällen ein Ritter ganz schön viel zu schleppen hatte. Der Festsaal, eine Perle des Barocks, ließ vor dem geistigen Auge opulente Ballszenen entstehen, und das ausgetüftelte Konzept des ausgangs des 19. Jahrhunderts errichteten Treppenturms weckte große Bewunderung für architektonisches Können. Schlafzimmer, Speisesaal, Salons gaben darüber hinaus Einblicke in das Leben der ursprünglichen Schlossbewohner, unter denen vor allem Graf Kraft Anton Wilhelm zu Oettingen-Baldern und Gemahlin Johanna Eleonora zu Schönborn-Buchheim eine besondere Rolle einnahmen, als sie im frühen 18. Jahrhundert den Umbau der Burg zu einer barocken Residenz veranlassten.
Und was wäre ein Schloss ohne romantische Liebesgeschichte? Johannes Hafner hatte auch das parat: Ludwig Kraft Fürst zu Oettingen-Wallerstein und das schöne Gärtnerstöchterlein Crescentia, deren Liebe aufgrund der Standesunterschiede zunächst heimlich blühen musste und letztlich so stark war, dass der Fürst lieber auf seine Stellung als Chef des Hauses verzichtete als auf die schöne Crescentia. Deren Schönheit hatte übrigens auch Bayern-König Ludwig I. beeindruckt: Noch heute ist Crescentia in der legendären Schönheitsgalerie des bayerischen Monarchen in Schloss Nymphenburg zu bewundern. Filmreife Love-Story also, zumal auch die Örtlichkeiten eine prächtige Filmkulisse abgeben würden.