Aus dem Leben eines Firmenhistorikers

Von wegen alt, in Büchern steckend und eingestaubt – der Beruf des Firmenhistorikers ist alles andere als langweilig, wenn auch nicht immer ganz unstaubig. Davon überzeugten sich die Mitglieder des Marketing Clubs Ostwürttemberg (MCOW) beim spannenden Vortrag von Dr. Rainer Lächele, Geschäftsführer von D.I.E. Firmenhistoriker. Gastgeber in den Räumen der Kreissparkasse Ostalb war neben MCOW-Präsident Oliver Röthel Katharina Brenner, Leiterin Kommunikation der Kreissparkasse.

Mit seiner Geschichtsagentur bietet Rainer Lächele seit über 20 Jahren eine wertvolle, wenn auch immer noch recht unbekannte Dienstleistung: Gemeinsam mit seinem Team arbeitet er für Unternehmen, die ihre Geschichte aufarbeiten, dokumentieren und oft auch der Öffentlichkeit zeigen wollen. Meist ist der Anlass ein Firmenjubiläum.

„All unsere Projekte beginnen in einem Keller“, erzählt Lächele. Dort findet sich das Rohmaterial, aus dem dann Veranstaltungen, Bücher, Webseiten, Magazine oder Ausstellungen entstehen. „Darunter sind bisweilen auch Familiengeheimnisse, und wahre Schätze!“ Unter anderem tauchten so bereits verschollen geglaubte Gründungsurkunden wieder auf, Dokumente mit wertvollen Siegeln, sogar eine Rechenmaschine aus den 40er Jahren. Lächele erinnert sich stolz: „Diese haben wir restauriert und zum Prunkstück einer Ausstellung gemacht“. Nach dem Zusammentragen der Fundstücke („teilweise spannender als jeder Tatort“) gelte es, die zusammengetragene Masse beherrschbar zu machen. Oft blieben nach diesem Schritt ganze 15 Prozent Material übrig, das verarbeitet werde.

Was gehört noch zum Handwerkszeug eines Firmenhistorikers? Neben dem Lesen historischer Schriften sicher auch das Säubern der Funde. „Da kommt dann schonmal kiloweise Metall zusammen allein an Büroklammern“, schmunzelt Lächele. Auch mit Zeitzeugen sprechen gehört zur täglichen Arbeit. Dokumentiert werden diese Gespräche digital per Video, aber auch analog für Bücher oder Ausstellungen. „Diese Erinnerungen und Eindrücke sind sehr wertvoll, die finden Sie in keinem Archiv oder Geschäftsbericht“, betont Lächele.

Mit seinem Team aus Historikern, Archivhilfskräften, Textern, Videoexperten, auch Möbelbauern, hat der Unternehmer bereits ganze Museen in Unternehmen konzipiert, die die Besucher auf eine Zeitreise mitnehmen. Sogar das Schreiben von Theaterstücken gehört zum Portfolio. 100 Jahre Firmengeschichte bearbeiten die Firmenhistoriker in rund sechs Wochen. „Wir wissen, wo wir suchen müssen“, erklärt Lächele und ergänzt: „Deutschland ist eine Bürokratie, so finden wir immer Material – Urkunden, Korrespondenz, Unterlagen, Verträge.“

„Uns macht aus, dass wir Dinge sehen, die nicht auf den ersten Blick erscheinen“, sagt der Firmenhistoriker Rainer Lächele. Neben all dem Wissen über das Unternehmen sind dies oft die i-Tüpfelchen der Jubiläen.

Firmenhistoriker O. Röthel, R. Lächele, K. Brenner

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